Chronik Markuskirche

Das Alter der Kirche zu Sülfeld lässt sich heute nicht mehr genau bestimmen.
Einzelne Merkmale wie beispielsweise das Tatzenkreuz, das Fragment eines
Dreiblattes oder die Maske im Inneren der Kirche könnten auf das 13.
Jahrhundert hindeuten.
Wenn wir davon lesen, dass die Kirchenmauer und der Turm Anfang des 17.
Jahrhunderts erhöht worden sind, also auch die Kirchenfenster größer
gestaltet wurden, dann müssen wir uns die Vorgängerin unserer Kirche
schlichter, gedrungener - und mit kleinen Fenstern versehen - vorstellen. Sie
könnte einmal zu den Wehrkirchen gezählt haben, von denen es einige
entlang der Grenze zu den Wenden in unserer Gegend gab. Schriftlich
belegen lässt sich das aber nicht.
So bleibt uns nur das Jahr 1318, in dem die Kirche „von Solvelde“ erstmals
im Lehnsbuch des Herzogs Otto von Braunschweig urkundlich erwähnt wird.
Aufzeichnungen über Veränderungen an der Kirche beginnen erst mit der
Reformation.
Besonders den Patronen unserer Kirche, den Eheleuten Frantz Otto von der
Wense und Anna geborene von Münchhausen, sowie Georg von der Wense
und Elisabeth Sophia geborene von Bodendorf, hat die Sülfelder Kirche viel
zu verdanken. Sie haben die Kirche instand gehalten, sie baulich verändert
und den Innenraum neu gestaltet. Unter anderem wurde eine Kanzel
aufgestellt, der Altar erneuert und Priechen (Emporen) eingebaut.
Der kostbare, aus Lindenholz geschnitzte Flügelaltar ist leider im 19. Jahrhundert, um ihn vor dem Verfall zu retten, von der Kirchengemeinde an das Provinzialmuseum Hannover (jetzt: Landesmuseum) verkauft worden. Die Priechen sind auch nicht mehr vorhanden. Der Altar, um den wir uns heute versammeln, ist aus Resten eines Epitaphs (Gedenkstätte) für den
verstorbenen Georg von der Wense neu gestaltet worden.
Geblieben aus dieser nachreformatorischen Zeit ist allein die Kanzel, eine
Gabe der Elisabeth Sophia von der Wense. Geblieben ist ebenfalls der Gedenkstein hinter dem Altar, der uns an Frantz Otto von der Wense und an seine Frau Anna erinnert. Beide haben ihre letzte Ruhe in der Kirche zu Sülfeld gefunden.
Jede Zeit prägt den Menschen, der in ihr lebt, und prägt die Gebäude, die er
errichtet. So können wir an unserer Kirche die Spuren suchen und feststellen, die eine bestimmte Zeit an ihr und in ihr hinterlassen hat.
An manchen Dingen erfreuen wir uns noch heute, wie etwa an der Kanzel.
Bei anderen Dingen dagegen sind wir froh, dass sie verändert wurden -
oder ganz verschwunden sind. Das Foto oben stammt aus dem Jahr 1895
und zeigt das Kirchenschiff nach einer umfangreichen Restaurierung.
Die Kanzel erkennen wir wieder, auch Teile des Altars und die Sitzbänke
kommen uns bekannt vor.
Die Kirchendecke dagegen war eine andere als diejenige, die wir zur Zeit
vor Augen haben. Die Empore auf der linken Seite, die fast schon in den
Mittelgang hineinragt, gibt es nicht mehr.
Auch die Sakristei hinter dem Altar mit ihren Zugangstüren linker und
rechter Hand ist nicht mehr vorhanden, die Empore über dem Altar
ebenfalls nicht. Die Kirche ist wieder hell und offen geworden in unserer
Zeit. Und das ist gut so.
Georg Leupold, Pastor i. R. im Jahre 2011

1318

wird die Kirche zu Sülfeld erstmals urkundlich erwähnt; Besitzer und Patrone sind die Brüder Johann und Gebhard von Solvelde

1527

wird Johann Koldewese aus Osnabrück als erster evangelisch-lutherischer Pfarrer nach der Reformation in Sülfeld eingeführt

1601

Witwe Anne von der Wense geborene von Münchhausen lässt zwischen 1601 und 1604 eine Prieche einbauen, das Mauerwerk des Turmes erhöhen und die Kirchhofsmauer errichten

1647

unter Elisabeth Sophia von der Wense geborene Bodendorf wird die Kanzel erstellt

1660

bekommt die Kirche zwei neue Glocken, gegossen von Helmhold aus Braunschweig

1710

wird die Kirche restauriert und geweißt

1854

erfolgt eine gründliche Renovierung der Kirche

1855

verkauft die Kirchengemeinde den Flügelaltar an das Provinzialmuseum in Hannover (heute „Niedersächsisches Landesmuseum“)

1868

wird der hohe Dachreiter auf den Turm gesetzt

1919

von 1919 bis 1921 wird die Kirche renoviert und der Unterrichts- bzw. Andachtsraum an der Nordseite der Kirche angebaut

1925

entsteht der neue Friedhof an der Wettmershagener Straße

1935

erhält der Turm ein Kupferdach (vorher Schiefer)

1954

in der Nacht vom 16. Auf 17. Januar 1954 stürzt der Kirchtumr während eines Orkans auf das Kirchendach und bleibt im Kirchenschiff liegen. Kirchenschiff, Altar und Orgel werden schwer beschädigt

1955

Pfingstmontag wird der erste Gottesdienst in der renovierten Kirche gehalten

1956

am Erntedankfest ist der Turm, wenn auch in schlichter Form, wieder hergestellt

1992

mit finanzieller Unterstützung durch die Stadt Wolfsburg wird der Turm von 1868 nach originalen Plänen, allerdings aus statischen Gründen um sechs Meter verkürzt, erstellt und im Dezember 1992 eingeweiht

1993

zwischen 1993 und 1995 wird die Kirche grundlegend restauriert

1994

1994 bis zum März 1995 wird das alte Orgelprospekt restauriert und eine neue Orgel von der Firma Hillebrand aus Altwarmbüchen bei Hannover gefertigt und aufgestellt