„Mir liegt etwas schwer auf der Seele…“
"Heute gehen die Menschen eher zum Therapeuten und meinen, dort Absolution zu erhalten. Beichte kann mehr?"
"Beichte ist kein Therapie-Ersatz."
In Talkshows, Therapie und Politik wird viel gebeichtet; in Pfarrämtern, Klöstern und auf Kirchentagen haben Beichtgespräche wieder Hochkonjunktur. Sie sind keine einzig katholische Angelegenheit! Martin Luther hat täglich gebeichtet und sich viel mit der Beichte auseinander gesetzt. Der große Theologe Dietrich Bonhoeffer hat bei seinen Studenten gebeichtet und ihnen die Beichte abgenommen.
- Nach der Entdeckung der Psychoanalyse haben evangelische Christen auf ein Neues wieder gelernt, welches Heilwirken in einer persönlichen Aussprache liegen kann.
- Vertrauliche, offene Gespräche und die Bitte um Gottes Vergebung haben ihren festen Platz in der evangelischen Kirche.
- Gerade in schweren Gewissenskonflikten sind Pastorinnen und Pastoren oft die einzigen vertrauenswürdigen Gesprächspartner. Und wer sich ausspricht, findet leichter Klarheit bei sich selbst.
- Es geht dabei nicht um eine entmündigende Erfahrung, sondern um das Gespür für eine „Korrektur der Herzhaltung“ – wer beichtet, ist mündig: entlastet und in eigener Verantwortung zugleich – das stärkt das Selbstwertgefühl.
- Das tiefe Bedürfnis des sich Vertragens mit Gott ist für viele Gläubige die Essenz des Beichtens. Dieses Gut sein mit Gott zieht immer weitere Kreise.
Meist aber geht um persönliche Gewissensnot: Jemand hat seinen Partner betrogen, er hat einem Kind Unrecht getan, die Eltern belogen oder mutwillig eine Beziehung zerstört. Etwas kann gerade erst passiert sein oder schon sehr lange zurück liegen und immer noch quälen. Oft lässt sich das zerschlagene Porzellan nicht mehr kitten. Die eigene Schuld wird beim Namen genannt, das Beichtgespräch macht den Weg frei für eine Neubesinnung
Jesus hat auch gebeichtet (siehe Matthäus 9,1ff. und Lk 7,36 ff. und Joh 8,1 ff.) und seinen Jüngerinnen und Jüngern den Auftrag gegeben es ebenso zu tun: In Johannes 20, Vers 23 erscheint der auferstandene Jesus nach Ostern und sagt zu ihnen: „Nehmt hin den Heiligen Geist! Wem Ihr die Sünden erlasst, dem sind sie erlassen. Wem Ihr sie nicht erlasst, dem sind sie nicht erlassen.“